Die Memoiren des Herzogs von Saint-Simon : Erster Band by unknow

Die Memoiren des Herzogs von Saint-Simon : Erster Band by unknow

Autor:unknow
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Autobiographie, Übersetzung, Einzelband
Herausgeber: Georg Müller
veröffentlicht: 1912-12-31T23:00:00+00:00


Es war der Herzogin von Lude wohl bekannt gewesen, daß sich unter der großen Zahl ihrer Mitbewerberinnen eine befand, der vorgezogen zu werden sie nicht hoffen konnte; sie nahm daher ihre Zuflucht zu einem Schleichweg. Frau von Maintenon hatte nämlich eine alte Dienerin noch aus der Zeit, da sie als Witwe Scarrons in dem caritativen Asyl ihres Sprengels lebte und keine weitere Bedienung hatte. Diese Magd, die sie noch wie ehemals Nanon nannte, war für die andern Leute Fräulein Balbien und erfreute sich eines großen Ansehens, weil sie die Freundschaft und das Vertrauen Frau von Maintenons genoß. Nanon machte sich ebenso selten wie ihre Herrin, frisierte und kleidete sich wie sie, ahmte ihr geziertes Wesen, ihre Sprache, ihre Frömmigkeit und ihre Manieren nach. Sie war eine Unterfee, und die Prinzessinnen schätzten sich, ungeachtet sie Töchter des Königs waren, glücklich, wenn sie Gelegenheit fanden, sie zu sprechen und zu umarmen, und die Minister, die bei Frau von Maintenon arbeiteten, grüßten sie sehr tief.

So unnahbar sie auch war, so hatte sie doch aus der früheren Zeit noch einige alte Freundinnen, zu denen sie sich, wenngleich selten, herabließ. Glücklicherweise nun besaß die Herzogin von Lude eine alte Freundin, von der sie erzogen worden war, die sie immer bei sich behalten hatte und von der sie leidenschaftlich geliebt wurde. Diese war eine alte Bekannte Nanons, die sie manchmal vertraulich bei sich sah. Die Herzogin von Lude bediente sich ihrer als Abgesandtin, und schließlich brachten 20 000 bare Taler die Sache ins reine, und zwar am Abend desselben Samstages, an dessen Morgen der König sich dem Herzog von Orléans gegenüber so ablehnend über sie ausgesprochen hatte.

So geht es an den Höfen zu! Eine Nanon, welche die glänzendsten und wichtigsten Stellen verkauft, und eine reiche Dame, Herzogin, von Haus aus und durch ihren Gatten von hoher Herkunft, ohne Kinder, ohne Fesseln, ohne Geschäfte, frei, unabhängig, die närrisch genug ist, ihre Knechtschaft mit Gold zu bezahlen! Ihre Freude war unbeschreiblich, aber sie wußte sie zu zähmen. Ihre Lebensweise und die Zahl ihrer Freunde und intimen Bekannten, die sie sich ihr Leben lang in der Stadt wie am Hofe zu gewinnen und zu erhalten verstanden hatte, bewogen den überwiegenden Teil des Hofes, ihre Wahl mit Beifall aufzunehmen.

Die Herzogin von Arpajon und die Marschallin von Rochefort waren außer sich. Die letztere erhob ein großes Geschrei und beklagte sich ohne jede Rücksicht, man habe das Wort gebrochen, das man ihr gegeben und auf das hin allein sie eingewilligt habe, die Ehrendame der Herzogin von Chartres zu sein. Sie vermengte geschickt die beiden Stellen der Ehrendame und der Dame d’atour, um sich desto mehr entrüsten zu können. Letzteres war sie bei der Gemahlin des Dauphin gewesen, und diese Stelle war ihr wieder versprochen worden.

Frau von Maintenon, die sie geringschätzte, fühlte sich dadurch beleidigt, weil sie Frau von Mailly zur Dame Die Tochter der Marschallin von Rochefort war Marie-Henriette de Rochefort-d’Aloigny. Sie heiratete 1676 mit zwölf Jahren ihren Vetter Louis-Fauste de Brichanteau, Marquis von Nangis und am 3. Mai 1691 in zweiter Ehe Charles de la Rochefoucauld de Roye, Grafen von Blanzac.



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